Carla Thompkins

Carla Thompkins

Opa, Onkel Hellmut, Castadarrow und ich

Worum geht es?

Mit diesem Buch werden Menschen angesprochen, die wie die Autorin sehr behütet, aber ohne Eltern und ohne Geschwister aufwuchsen. Carla Thompkins fühlte sich als Aussenseiterin und traute sich nicht, den Mund aufzumachen. Sie lernte auch nicht zu planen. Für sie wurden Entscheidungen getroffen wie die Wahl ihres Berufes. Machmal fühlte sie sich von Menschen getäuscht und suchte neue Lebensmittelpunkte, schlug nie richtig Wurzeln und fühlte sich dennoch fast immer glücklich.

Oft möchte die Autorin einfach nur augenzwinkernd erzählen, was früher ganz anders war als heute. Aber auch, wie sie endlich eine sinnvolle Richtung fand auf ihrem Lebensweg, sozusagen ihr „höheres” Selbst im Dienst an der Menschheit.

Gerne möchte sie die Lesern dazu einladen, die Autorin auf diesem Lebensweg zu begleiten. Ihre Gespräche, Erinnerungen, Gedanken, Erkenntnisse und Lösungen werden sicherlich Fragen aufwerfen. Wenn die Leser dann mit ihrer eigenständigen Suche nach Lösungen beginnen, ist das durchaus beabsichtigt.

Leseprobe

Also erst mal vorweg: Es gab immer Tiere in meinem Leben!

Auf meinem einzig existierenden Kinderfoto fotografierte man mich mit einem schwarzen Schäferhund, der auf mich aufpasste. Es gibt keine Babyfotos mit Mutter, Vater oder Grosseltern, die in meiner Nähe waren oder mich in ihren Armen hielten. Das sagt schon sehr viel über meine Zeit als Kleinkind.

Ich wurde als Kind selten mit meinem Namen angesprochen, meistens wurde ich „Spatzi” oder „Spätzchen” genannt von den Erwachsenen. Manchmal aber auch „Goldkind“.

Marina, meine Freundin und eine Hundeliebhaberin, las diesen Text über meine Babyzeit und fragte mich am Telefon:

„Sag mal, Carla, wo bist Du eigentlich genau geboren? Du hast das noch garnicht erwähnt.”

„Marina, ich bin in der Wesermarsch geboren. Zu meiner Babyzeit gab es an meinem Geburtsort nur zwei Höfe. Dieser Geburtsort änderte dann viermal den Namen! Jedesmal wenn ich einen neuen Ausweis beantragte, erfuhr ich einen neuen Namen meines Geburtsortes. In meinem augenblicklichen Reisepass steht als Geburtsort „Nordenham”. Aber in meiner ersten Geburtsurkunde steht als Geburtsort „Hof von Tannos Sohn”. Habe ich damit Deine Frage beantwortet, Marina?“

„Ja, schon, aber wenn deine Mutter von Heidelberg mit ihrem Mann in die Wesermarsch gezogen ist, hat es ihr in dieser Einöde gefallen?“

Was andere meinen

Die Autorin benutzt gerne das Stilmittel von Frage, Antwort und erklärendem Text. Sie stellt sich den Fragen von Freundinnen und Familienmitgliedern. Durch diese Dialoge schlägt sie Verständnisbrücken zu den Lesern. Der Lesetext wird dadurch unterhaltsam und verständlich.

Als Kind hatte sie eine Begegnung mit einem älteren Herrn, der als einer der größten Denker und Philosophen des 20. Jahrhundert bezeichnet wird - mit Albert Schweitzer. Diese Begegnung scheint zunächst keinen Einfluss auf die Neunjährige zu haben. Sie bleibt ein schüchternes introvertiertes Mädchens wie viele Kinder es sind.

Schweitzers Lern- und Lebensstil wird für die junge Frau ein Ansporn, Ähnliches zu tun. Sie beginnt ihre eigene geistige Transformation. Ihrer Einstellung zum selbstlosen Dienen ist mit der Erkenntnis einer Gottheit gekoppelt und einem Religions-Update. Lebensthemen wie Familiensinn, Verbesserung des menschlichen Zusammenlebens, Verantwortung, Krankheit, Abschied und Sterben werden in einfachen direkten Worten mit einer großen Leichtigkeit erzählt.

Alle ihre Erlebnisse mit Tieren machen das Gelesene unterhaltsam. Ihre Intension ist aber, das „niedere“ tierische Selbst und das höhere, geistig orientierte Ich zu beschreiben und den Weg zur geistigen Entwicklung aufzuzeigen.

Die Autorin beschreibt einige gelebte ethische Grundsätze der jüngsten Offenbarungsreligion, der Baha’i Religion, welche wiederum alle vorhergehenden Religionen anerkennt und somit den Pluralismus und den interreligiösen Dialog wünscht. So kann die Leserschaft akzeptieren, welche Werte und Eigenschaften ein Mensch und die Menschheit in der heutigen Zeit entwickeln sollten, um zu einem friedvollen Miteinander zu gelangen. Dennoch klingen manchmal Schweitzers mahnende Worte im Hintergrund, dass die „Menschen den geistigen Wein zurückweisen werden“.

Es ist köstlich zu lesen, wie radikal die Autorin ins Gericht geht mit Goethe, dann mit der Philosophie der Neuzeit und den derzeitigen Wirtschaftsformen. Dabei wirkt sie dennoch nie belehrend, aber motivierend zum eigenen Nachdenken und der Selbstsuche.

Rudolf Braun, Historiker und Verhaltenspychologe